Mein vorletzter Beitrag stellte meine Definition von „Bildung“ vor. Insbesondere habe ich mich auf die Opposition zwischen datengesteuerter und konzeptgesteuerter Informationsverarbeitung gestützt. Nach einer ganzen Reihe von Leser-Anregungen (ich bedanke mich bei ihnen sehr herzlich!) habe ich den Text behutsam ergänzt:
„Bildung ist das (meist gemeinsame) Erstellen von Konzepten (kognitiven Schemata), die erlauben, mit einströmenden Daten gelassen umzugehen, wobei es gilt, diese Konzepte flüssig und beweglich zu halten. Die neuerstellten Schemata ermöglichen die Planung und Durchführung von weiteren Handlungen. Sie schaffen auch die Sicherheit, die notwendig ist, um unbekannte Felder zu betreten, in denen neues Wissen generiert wird.“
Der Text ist mir nicht plötzlich eingefallen, sondern verdichtet meine Erfahrungen seit 30 Jahren, bis heute. Nur, dass diese Beschreibung mir gut den Begriff „Bildung“ mit Inhalt zu füllen scheint.
14 Antworten zu “„Bildung“: Versuch einer kognitionspsychologisch fundierten Definition.”
Gemeinsames Erstellen?
Ja, meistens. Nicht immer gemeinsam.
Wenn ich etwas weiß (ggf.Entdeckungsreise), dann kann ich das Konzept alleine erstellen.
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@Adi
Lustig, darauf hat mich auch Björn hingewiesen:
Ich wollte den Text aber nicht unnötig überfrachten. Jetzt füge ich den Gedanken aber doch ein!:-)))
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@Adi
Done!:-))
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[…] bottom-up-Aktive hat im Kopf ein schlankes Bildungskonzept. Das macht ihn zielsicher und handlungsfähig. Der bottom-up-Aktive hat im Kopf ein schlankes […]
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[…] no risk, no fun) stürzte ich mich stets in neue Projekte, also in Situationen, in denen ich kontinuierlich konzeptualisieren musste […]
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[…] Bildung definieren ich als das Erstellen von Konzepten, die erlauben, mit einströmenden Daten gelassen umzugehen, wobei es gilt, diese Konzepte flüssig und beweglich zu halten. Die neuerstellten Schemata ermöglichen die Planung und Durchführung von weiteren Handlungen. Sie schaffen auch die Sicherheit, die notwendig ist, um unbekannte Felder zu betreten, in denen neues Wissen generiert wird. […]
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Diese Definition sehe ich eher als Kontrast zur bisherigen, intuitiven Sicht der Bildung als Speicherung neuer Schemata und deklarativer Informationen.
Obwohl sie als Kontrast gut funktioniert, finde ich, dass Konzepte wie „Allgemeinbildung“ (was ja wirklich nur ein Haufen deklarativer Informationen ist) nicht mehr unter Bildung fallen und diese Definition damit nicht vollständig ist.
Viele Grüße,
Marina
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„was ja wirklich nur ein Haufen deklarativer Informationen ist) nicht mehr unter Bildung fallen und diese Definition damit nicht vollständig ist.“
– Ich möchte Bildung neudefinieren und als proaktives Konzept etablieren. Bildung ist also ein kreativer Akt. Es wird neues, relevantes Wissen konstruiert. Relevant insofern, als es die Hanldungsdimension enthält und zu einer Verbesserung der vorgefundenen Situation führt.
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[…] in bisher unbekannten Feldern halbwegs sicher bewegen zu können, um daran als Mensch zu wachsen. Ist aber nicht von mir. Ich finde diese Deutung deshalb ganz charmant, weil sie einerseits zeigt, dass Bildung mehr ist […]
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[…] nicht sehr langer Zeit habe ich versucht, eine kurze, kognitionspsychologisch geprägte Definition des Begriffs Bildung zu liefern. Oliver […]
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[…] „Ergebnisoffen“ heißt, dass man keine impulse ausschließt und datengesteuert (nicht konzeptgesteuert) informationen […]
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martinlindner, on 11. Mai 2014 at 07:47 said: Kommentar bearbeiten
Ich sichte gerade wieder alle erreichbaren Definitionen von Bildung für mein Buch “Die Bildung und das Netz”, das man hier vorab kaufen/fördern kann (= Crowdfunding): http://www.startnext.de/die-bildung-und-das-netz
Als Diskussionsbeitrag kopiere ich mal meine aktuelle Arbeitsversion einer Bildungsdefinition hierher, falls irgendwer was damit anfangen kann (sorry, das sind Notizen und noch nicht für das Lesen durch andere optimiert). Das ist nicht mein letztes Wort, wohlgemerkt, es gibt noch viele andere Bruchstücke:
“BILDUNG ist ein lebendiger Prozess (kein Resultat)
aus der Perspektive von (am Ende) einzelnen Menschen
und ihrer Möglichkeiten, durch die Gesellschaft und ihr Leben zu navigieren
das heißt
in immer wechselnden und zufälligen Konstellationen immer neue Positionen für sich finden,
in denen sie (a) würdevoll für sich leben und (b) Sinn erfahrend aktiv werden können.
und zwar so, dass sie
– verstehen/entwickeln, in welcher Welt sie leben
– sich selbst verstehen/entwickeln,
– beides in Wechselwirkung, in beiden Richtungen
– jeweils Spielraum/Reflexion/freier Austausch erfahren, wo zuviel Rattenrennen ist,
– jeweils Zug/Drive/Flow/Projekte erfahren, wo Infantilisierung und Entmündigung und schlicht Missachtung ist.
– beides abwechselnd, im Rhythmus.
BILDUNG designen/herstellen bedeutet Räume und Unterstützungssysteme zu schaffen, die das “Von-selbst-entstehen” solcher Strukturen wahrscheinlich machen
– durch Befähigung der Einzelnen, überhaupt erst autonome Spieler zu werden
– durch Begünstigung von “Verbundprojekten”
– durch Anregungen …
Funktion des BILDUNGSSYSTEMS:
– Ein Curriculum (=Weltwissens-Bild) transparent hinstellen (auch zum Abstoßen …)
– Community of Practice-Konstellationen fördern (gemeinsames Werk als soziale Erfahrung, Meister/Lehrling, Über die Schulter schauen, mitgerissen werden)
– Zug/Drive/Flow/Projekte schaffen (Gelegenheiten & Werkzeuge geben, etwas zu machen & vorwärts zu bringen, allein und/oder mit anderen)
– Spielraum, Distanz, Kooperation schaffen (wieder: Gelegenheiten und Spiel/Zeiträume schaffen)
– Jeder/Jedem Einzelnen Würde, Respekt, Hilfe gewähren. Die Chance zu schaffen, dass Individuen sich erkennen und erkannt fühlen (irgendwann irgendwo in der Bildungssystem-Laufbahn, aber möglichst oft, regelmäßig, früh).
– Offene Zeiträume und Themenräume schaffen, in denen individuell zufällige “Zündungen” wahrscheinlich werden.”
Über alle Anmerkungen, auch vernichtende Kritik, freue ich mich.
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