Jean-Pol Martins Blog

Gemeinsam Wissen konstruieren

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„Jean Luc und die Singularität vorm falschen Fenster (…)“


Nachtrag zu dem gestrigen Video:

Ein performativer, kollaborativer Think Tank

Auszug: Das erste Mal in der Geschichte der Menschheit wird eine global vernetzte und partizipative Gesellschaft möglich. Welche Auswirkungen hat all das auf unser Leben, auf unsere Formen zu arbeiten, zu lernen, zu lieben, zu konsumieren, zu produzieren, sich politisch zu agieren, auf Kunst und Kultur? Wie wollen wir diese Entwicklung gestalten?

1. Bedarf an einem konsensfähigen Menschenbild

In den oben formulierten Fragen wir immer wieder auf eine Entität verwiesen: „unser“ Leben, „unsere“ Formen zu arbeiten, zu lernen, zu lieben…, wie wollen „wir“ diese Entwicklung gestalten. Wer ist aber dieser „wir“? Gibt es so etwas wie ein konsensfähiges Menschenbild, das wir problemlos als Referenz heranziehen können, wenn wir die Welt gestalten wollen? Ein Blick über die Geschichte der Philosophie, der Anthropologie, der Pädagogik zeigt, dass es ein solches Konstrukt (noch) nicht gibt. Wollen wir mit den aktuellen Turbulenzen zurechtkommen, so müssen wir versuchen, uns rasch auf Basics zu einigen.

2. Vorschlag

Als ich vor 30 Jahren die Unterrichtsmethode „Lernen durch Lehren“ intuitiv entwickelte, wollte ich wissenschaftlich begründen, warum diese offensichtlich so gut funktionierte. Bei meinen Recherchen stieß ich auf die Bedürfnispyramide von Maslow. Sie lieferte mir eine Begründung für die Zufriendenheit der Schüler im Unterricht. Aber Maslow genügte nicht, um alle Situationen menschlichen Lebens zu erfassen. Bei der Lektüre von Dietrich Dörners „Lohhausen“  (Kognitionspsychologie) wurde mir klar, dass die von Maslow aufgelisteten Grundbedürfnisse unter die Kategorie Kontrollbedürfnis subsumiert werden können. Ferner erkannte ich, dass bestimmte Haltungen förderlich für das Glück sind, wie beispielsweise das explorative Verhalten. Schließlich entdeckte ich selbst, dass wir uns permanent in einem Feld antinomischer Bedürfnisse fortbewegen (Zwang/Freiheit, Individuum/Gesellschaft, Klarheit/Unbestimmtheit, usw.). Ich fasste die genannten Dimensionen als „Menschenbild“ zusammen und dieses half mir sowie meinen Schülern und Studenten und vielen Kollegen, ihren Alltag besser zu verstehen und zu meistern.

3. Internet

Im Rahmen der Methode LdL, später auf dem Hintergrund meiner Arbeit in der Wikipedia und in der Wikiversity und später noch in den diversen Communities, in denen ich mich bewege (twitter, Facebook, Online-Kurse), stellte sich heraus: die Konstruktion von Wissen in Communities und die damit verbundene, permanente Verarbeitung von Informationen befriedigt die oben genannten Bedürfnisse. Im Internet lassen sich die Bedürfnisse nach sozialer Einbindung, nach sozialer Anerkennung, nach Selbstverwirklichung und nach Sinn befriedigen.

4. Arbeitsaufträge

A. Lesen Sie in meinem Blog den Eintrag über die Entwicklung der Ingolstädter Grünen zu einer Wissensverbreitungsplattform. Ist das sinnvoll? Ist das realistisch?

B. Meine Hypothese ist, dass es Philosophen gibt, die uns der Erkenntnis näher gebracht habe, andere die uns vorwiegend verwirrt und davon entfernt haben. Ich werde mich damit ab dem 11.Janur in einem Online-Kurs für Senioren befassen. Was halten Sie von meiner Hypothese?

C. Befassen Sie sich mit der Methode „Lernen durch Lehren“ und stützen Sie sich dabei besonders auf den Wikipedia-Artikel. Ihre Aufgabe wird darin bestehen, diese Methode den anderen Teilnehmern rasch vorzustellen und begreiflich zu machen.

D. Befassen Sie sich mit meinem Menschenbild, präsentieren Sie es kurz und diskutieren Sie die kontroversen Aspekte mit dem Plenum (siehe auch die Videos dazu).

E. Menschen sollen sich wie Neuronen verhalten. Stellen Sie diese Thesen (kreativ) vor und diskutieren Sie diese mit dem Plenum.

F. Youtube-Videos und Skype-Einlagen: gibt es dazu spezifische Strategien oder soll man diese Medien spontan einsetzen?

G. Vorbereitung auf das Educamp in Hamburg: Mein Thema-Angebot.

Aufgabe: Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden in kleinen Sequenzen festgehalten und dem Plenum vermittelt. „Vermitteln“ bedeutet dass die Teilnehmer die essentials nach der Vorstellung verinnerlicht haben sollten. Also keine „Präsentation“ sondern eine Vermittlung.

Material zu LdL


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14 Antworten zu “„Jean Luc und die Singularität vorm falschen Fenster (…)“”

  1. Sehr lustig, besonders gut gefällt mir mein eigener Auftritt in dem Video. Oder ist das mein Bruder?

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  2. sehr reizend! 😉
    Aber Dein Kind stellt ja Deine Fragen und nicht seine eigenen ;-(
    Und wieso sagst Du am Ende immer „Viel Spaß?“ – meinst Du, Du wünschst uns, viel Spaß mit dem Video gehabt zu haben? 😉 Spaß beiseite. Ich möchte mal beschreiben, was ich mitbekomme, wenn ich das Video sehe – nicht die Message, sondern was ich wahrnehme an Kommunikationsangebot.
    Da ist jemand, dem es offenbar ein wichtiges Anliegen ist, mir zu erklären, was LdL mit dem Maslovschen Modell der Bedürfnishierarchie zu tun hat. Ok. Aber damit ich zuhören möchte, muss ich für mich einen Sinn darin sehen, der sich einstellen kann oder auch nicht. Und die Frage ist: worin er besteht. (Mein Sinn: Ich wollte natürlich herausfinden, was Du mit meinem Vorschlag und finde es klasse, dass Du ihn aufgenommen und für Deine Situation abgewandelt hast!) Und es ist ja genaugenommen die sokratische Methode geblieben: Der Schüler fragt brav, was gefragt werden soll, damit der Meister die guten Antworten geben kann.
    Übrigens: Nach meiner Sinndefinition (basierend auf Leont’ev) gibt es keinen Sinn nach dem Tod, denn der Sinn ist immer persönlich. Aber klar ist Dein Video immer wieder ein Anlass für den, der es sieht, Sinn zu bilden (oder auch nicht) – natürlich auch nach Deinem hoffentlich noch weit entfernten Ableben.
    Ich finde es jedenfalls wunderbar, dass Du diese Form immer weiter erprobst, und mir scheint, Du hast da schon eine Menge Geschick dabei entwickelt.

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  3. @Lisa
    „Aber Dein Kind stellt ja Deine Fragen und nicht seine eigenen ;-(
    – Doch es sind seine eigenen, denn das Kind, das bin ich selbst. Mein Vater hat mich gezeichnet, als ich ein paar Monate alt war. Ich stelle also meine eigenen Fragen, nur eben 66 Jahre später.

    „Und wieso sagst Du am Ende immer „Viel Spaß?“ – meinst Du, Du wünschst uns, viel Spaß mit dem Video gehabt zu haben? ;-)“
    – Alle diese Videos sind Auftakte zu Veranstaltungen. Insofern wünsche ich den Leuten Spaß für den weiteren Verlauf der Tagung.

    „Da ist jemand, dem es offenbar ein wichtiges Anliegen ist, mir zu erklären, was LdL mit dem Maslovschen Modell der Bedürfnishierarchie zu tun hat. Ok. Aber damit ich zuhören möchte, muss ich für mich einen Sinn darin sehen, der sich einstellen kann oder auch nicht. Und die Frage ist: worin er besteht.“
    – Das Video wendet sich an die Teilnehmer der oben genannten Veranstaltung. Sie werden sich mit LdL befassen, weil es ein Thema der Veranstaltung ist (unter anderem).

    „…gibt es keinen Sinn nach dem Tod, denn der Sinn ist immer persönlich.“
    – Die Tatsache, dass das Video noch nach meinem Tod angeschaut werden kann, verstärkt für mich den Sinn meiner Handlung im hier und jetzt. Ich muss nicht an ein Leben nach dem Tod glauben, um zu wünsche, dass auch nach meinem Tod meine Handlungen Sinn schaffen, wenn auch nicht mehr für mich, sondern für andere.

    „Aber klar ist Dein Video immer wieder ein Anlass für den, der es sieht, Sinn zu bilden (oder auch nicht) – natürlich auch nach Deinem hoffentlich noch weit entfernten Ableben.“
    – Genau.

    „Ich finde es jedenfalls wunderbar, dass Du diese Form immer weiter erprobst, und mir scheint, Du hast da schon eine Menge Geschick dabei entwickelt.“
    – Danke. Ich lese deine Anregungen gerne und greife sie auch auf, wie du siehst!:-)))

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  4. Ich find das klasse von dir 😀

    Ich könnt mich auf Anhieb nicht so filmen weil ich mir selbst schizophren vorkommen tät, aber bei dir geht das wunderbar mit einem Schuss Selbstironie.

    Dein Menschenbild ist mir positiv nahe, eigentlich schon versucht und größtenteils so gelebt, also Realität.

    Zum Thema „Philosophen“ mal den etwas trockenen aber für mich hochinteressanten Karl Jaspers genannt.
    In seiner „Kleine Schule des philosophischen Denkens“ im Kapitel 9 (Die Öffentlichkeit), hat dieser nette Herr vor 60 Jahren bereits Selbstgespräche über Sinn und Unsinn des Kampfes Sicherheit gegen Freiheit geführt.

    Warum ich dich daraufhin anschreibe ist enfach , fast naiv:

    Theorie: Ist dein Menschenbild überhaupt umsetzbar, wenn die Teilnahme an neuen Medien reguliert, zensiert und gar teilweise verboten wird? (Beispiele: Netzneutralität oder auch HADOPI in Frankreich, was ähnlich auch nach Deutschland kommen soll)

    Ich will jetzt nicht Angst suggerieren um dich in eine Richtung zu bekommen, das ist nicht meine Art. Aber dein Menschenbild und das vieler anderer wird ganz einfach bedroht.

    Die Bedrohung kommt aus der Ablehnung genau des beschriebenen Menschenbildes der kollaborativen (Wissens-) Weiterbildung. Denn aus der Ablehnung werden Gängelungen die unsere „Freiheit“ (sehr plakativ) einschränken und kontrollieren sollen.

    Der ewige Kampf wie ihn dieser Jaspers schon vor 60 Jahren skizziert hat, aber jetzt wieder aktueller denn je 🙂

    PS.: Wegen dir hab ich sogar meine Webcam wieder aus dem Keller geholt. Muss da mal üben 🙂

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  5. @Bommel
    Super!
    Zur Frage der Gefahren und Bedrohungen von außen: unsere Wucht ist derartig gewaltsam, dass uns niemand aufhalten kann. Das setzt sich einfach durch, weil so evident, dass kein Kraut dagegen gewachsen ist!

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  6. In DB: Mein Mann mit notebook, bearbeitet neue Enkelfotos.Ich mit netbook, arbeite konzentriert mit Joomla. Sitznachbar: Computer macht dumm und Internet verblödet! Nach Aussage seiner Frau ein Akademiker…
    Wie kann man mit solchen Menschen argumentieren?!

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  7. @Johanna
    Man kann nicht argumentieren. Die Aussagen deines Sitznachbarn stammen aus dem Bereich des Mythos!:-)) Der Ratio und der Vernunft wird er nicht zugänglich sein.

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  8. FEED-BACK VON Sebaso (dem Co-Organisatoren von Jean-Luc und die Singularität…):
    „Die Einlage war super und gab und einen guten Rahmen. Ich Mail dir noch mal einen Erfahrungsbericht zu. Herzliche Grüße.“
    Klar, dass ich ganz stolz bin, denn die leute sind sehr anspruchsvoll und nicht so, dass sie dem netten opa was gutes tun wollen.

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