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Ingolstadt: Geistesgeschichte als Identifikationsangebot.


Fassung: 03.01.2016

Resume: Gegenwärtig erleben wir einen Zustrom an neuen Bürgern in Ingolstadt. Zur Konstruktion der eigenen Identität spielt der Wohnort eine bedeutsame Rolle. Welches Angebot hält Ingolstadt den Ankömmlingen als Baustein bereit? Auf Anhieb fällt Audi ein. In dem Beitrag wird die Geistesgeschichte als weiteres Angebot vorgeschlagen.

1. Die Konstruktion einer stabilen Identität als Grundbedürfnis

Nimmt man ein modernes anthropologisches Konstrukt als Grundlage, so stellt man fest, dass die Kontrolle, also das Gefühl, die eigene Person und das Lebensumfeld „im Griff“ zu haben, das alles überragende Grundbedürfnis des Menschen ist. Das Selbstbild, also die Identität, ist ein Festigkeit verleihendes Gerüst der Person, vorausgesetzt, diese Identität ist stabil. Das Selbstbild setzt sich aus vielen Teilen zusammen, darunter die soziale Herkunft, die Ausbildung, der Beruf, die Familiensituation und auch der Wohnort.

2. Der Wohnort als Teil der Identität

Ich wurde in Paris geboren und dort sozialisiert. Von Kindheit an prägte mich diese Tatsache, die ich dem Zufall verdankte, mein Selbstbild. Pariser sind schnell und lustig und legen Wert auf gute Kleidung. So wurde es mir kommuniziert und so sollte ich auch sein, wenn ich ankommen wollte. Ferner war Paris die Hauptstadt eines „wichtigen“ Landes und Paris hatte eine bedeutsame und weltbekannte Geschichte. Zusätzlich zu meinen individuellen Eigenschaften war ich also Pariser, mit allen den Parisern zugeordneten Merkmalen. Das war meine Identität. Das gab mir Stabilität und Stärke. Was gibt den Ingolstädtern Stabilität und Stärke?

3. Das Ingolstädter Identitätsangebot

„Zeitreise durch die Stadtgeschichte – Historiker Tobias Schönauer und Architekt Joachim Hägel zeigen die Entwicklung Ingolstadts hin zum Industriestandort auf“ Aus: Donaukurier Nr.287, Samstag/Sonntag, 12/13. Dezember 2015, Seite 29

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4. Stolz auf die Universität und die Geistesgeschichte

Natürlich ist Ingolstadt mit seiner rasanten wirtschaftlichen Entwicklung und seiner Stellung in den Rankings ein Ort, der das Selbstwertgefühl der Einwohner stärkt. Wir wohnen in einer aktuell spannenden Stadt und auch die Zukunft verspricht, aufregend zu sein. Weniger bekannt ist unsere Geistesgeschichte und die Tatsache, dass seit 1392 bis heute hervorragende Persönlichkeiten in Ingolstadt gewirkt haben und von da aus in Bayern und weit darüber hinaus starke Impulse gegeben haben. Dass es nicht bekannt ist, ist schade, denn eine intensivere Beschäftigung mit diesen Gestalten und den mit ihnen verbundenen Ereignissen könnten weitere Bausteine zum Aufbau einer positiven Ingolstädter Identität liefern.

5. Acht Abteilungen mit Persönlichkeiten, die zur Identifikation einladen.

Gestützt auf Dieter Dörner (1983) lässt sich über erfolgreiche Problemlöser feststellen, dass sie in hohem Maße exploratives Verhalten aufweisen. Sie sind tatkräftig, innovativ, versuchen, über sich hinauszuwachsen. Sie wissen, wie man andere Menschen begeistern kann, indem man ihnen Möglichkeiten eröffnet, sich selbst zu verwirklichen. Sie sind vernetzungskompetent und netzsensibel. Und sie arbeiten meist sehr hart. In Ingolstadt haben im Laufe der Jahrhunderte viele solcher Persönlichkeiten gelebt. Sie wurden nicht alle positiv von der Nachwelt bewertet, aber eines verbindet sie alle: sie haben die Geschichte der Stadt und des Landes Bayern, teilweise auch Deutschlands geprägt. Man kann sie Epochen zuordnen: dem Mittelalter, der Renaissance (Humanismus, Reformation, Gegenreformation), dem Barock, der Aufklärung.

Abteilung 1:
Landesteilung und die Zeit Ludwigs des Gebarteten

Stephan der Kneissel – Isabeau de Bavière – Ludwig der Bucklige – Münster – Pfründnerhaus

Eigenschaften:
Exploratives Verhalten, überdimensionierter Ehrgeiz, Kreativität, Organisationstalent, Hartnäckigkeit, Arbeitswut, Wunsch, über sich hinauszuwachsen

Abteilung 2.
Die Zeit des Humanismus (1)

Universität, Conrad Celtis, Aventin, Peter Apian, Philipp Apian, Albrecht V

Fokus auf   Peter Apian
Eigenschaften:
Naturwissenschaftliches Genie, überdimensionierter Ehrgeiz, Arbeitswut, Griff nach den Sternen

Abteilung 3.
Die Zeit des Humanismus (2)

Buchdruck. Kartographie.

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Fokus auf  Philipp Apian
Eigenschaften:
Arbeitswut, naturwissenschaftliches Genie, moralische Integrität bis zur Selbstaufgabe, Hartnäckigkeit, Exploratives Verhalten

Abteilung 4.
Reformation – Gegenreformation:

Seehofer – Argula von Grumbach – Johannes Eck

Fokus auf Johannes Eck
Eigenschaften:
Arbeitswut, Besessenheit, Verfolgen einer Idee bis zum Äußersten, Rhetorische Begabung

Abteilung 5.
Jesuiten in Ingolstadt:

Petrus Canisius – Missionare – Wissenschaftler – Jesuistentheater – Maximilian I

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Eigenschaften:
Arbeitswut, exploratives Verhalten, Multibegabungen, Altruismus

Abteilung 6:
Aufklärung:
Ickstatt – Weishaupt (Illuminaten)

Fokus auf Ickstatt
Eigenschaften:
Rationales Denken, Organisationstalent, Ausgewogenheit beim Verfolgen seiner Ziele, Hartnäckigkeit

Abteilung 7
Landesfestung:

Streiter, Becker, Leo von Klenze – Kulturleben in der Garnisonstadt

Fokus auf Schafhäutl
Eigenschaften:
Universalgenie, Liebe zu Ingolstadt, Arbeitswut, Altruismus

Abteilung 8.
Tradition und Zukunft

* Hochschulen als Fortsetzung der Universität –
* Audi (Ingenieure/Architekten) als Fortsetzung der Landesfestung (Ingenieure/Architekten)

Fokus auf Peter Schnell
Eigenschaften:
Bürgernähe, hoher Arbeitseinsatz, Durchsetzungskraft, Entscheidungsstark, Vorausschauend
Fazit: Die Geschichte von Ingolstadt bietet eine große Anzahl von herausragenden Persönlichkeiten, die ihren Stempel auch im Stadtbild hinterlassen haben. Sie waren nicht nur für Ingolstadt sondern auch für Bayern und Deutschland von Bedeutung, durch die unterschiedlichen Epochen der Geistesgeschichte durch.  Ein großes Reservoire an Identifikationsfiguren!
Detailliertere Ausführungen zur Ingolstädter Geschichte:

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2 Antworten zu “Ingolstadt: Geistesgeschichte als Identifikationsangebot.”

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