Jean-Pol Martins Blog

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Lernziel Wikipediakompetenz


Resume Nachdem das LdL-Verbreitungsprojekt auf guten Bahnen steht und meine Partner schrittweise „Verbreitungskompetenzen“ erwerben, ist die Zeit gekommen, dickere Web2.0-Bretter zu bohren.  In der Zukunft wird eine wesentliche Fähigkeit für Wissenschaftler darin bestehen, ihr Wissen in die Wikipedia einzuspeisen.

1. Dicke Web2.0-Bretter: Wikipedia-Artikel

An verschiedenen Stellen habe ich meine Partner auf den hohen Lerngewinn hingewiesen, den man durch das Editieren eines neuen Artikels in der Wikipedia erzielen kann. Die Wikipedia-Kultur ist eine ganz besondere, harte, an die man sich gewöhnen muss. Ich bin immer überrascht, wie wenig unsere Web2.0-Experten mit der Wikipedia-Welt vertraut sind. In meinen Augen ist jemand, der sich im virtuellen Raum bewegt und nicht durch die Wikipedia-Schule gegangen ist, kein Web2.0-Experte. Ich zitiere jemanden, der sich inzwischen auf einem guten Weg befindet, nämlich Thomas Bernhardt: „Ich bin gestern mehr oder weniger ungewollt ins kalte „Wikipedia-Wasser“ gestoßen worden, fand die Erfahrung aber ungemein lehrreich! So viel, wie ich gestern in 8 Stunden über die Wikipedia lernte, habe ich davor in zwei Jahren nicht.“ Die Wikipedia-Kompetenz halte ich deshalb für so wichtig, weil ich der Überzeugung bin, dass in mittelbarer Zukunft jeder Wissenschaftler versuchen wird, sein Wissen in die Wikipedia, die Weltenzyklopädie, einzuspeisen. Und die meisten Einsteiger sind überrascht, dass ihre Artikel oft zur Löschung vorgeschlagen werden. Ohne Schulung ist es kaum noch möglich, heute in der Wikipedia zu publizieren.

2. Mein Übungsvorschlag: LdL-Artikel auf „lesenswert“ upgraden lassen

Eine hervorragende Übung ist es, wenn man versucht, einen vorhandenen Artikel in der Wikipedia als „lesenswert“ prädizieren zu lassen. Es ist eine regelrechte Kandidatur mit sehr hohen Hürden (noch viel schwerer zu erreichen ist das Prädikat „exzellent„, der vom Aufwand her mit einer Habilitation zu vergleichen ist). Mit einer „Lesenswert“-Kandidatur für den Artikel „Lernen durch Lehren“ sind wir bereits einmal gescheitert. Das Urteil des Admins damals: “ Insbesondere diese Diskussion wie auch die Entwicklung des Artikels während der Kandidatur mit über 250 Veränderungen in der letzten Woche zeigen, dass bei dem Artikel noch großer Diskussionsbedarf besteht. (…). Für die weitere Entwicklung des Artikels sollte eine Diskussion mit den Kritilern dieses Artikels (nicht denen an LdL) im Vordergrund stehen und die entsprechenden Punkte sollten konsequent umgesetzt werden.“ Da meine Partner sich vorgenommen haben, LdL weiter in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und an den Schulen zu verbreiten, da meine Partner ferner – berechtigterweise – den Status von Web2.0-Experten anstreben, wäre es eine hervorragende, beide Ziele vereinbarende Übung, den LdL-Wikipedia-Artikel als „lesenswert“ pädizieren zu lassen.

Fazit: Menschen, die den Status eines Web2.0-Experten beanspruchen, kommen an einer Wikipedia-Schulung nicht vorbei. Lasst uns einsteigen!


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21 Antworten zu “Lernziel Wikipediakompetenz”

  1. Wenn man freilich bedenkt, dass 12-Klässler exzellente Artikel geschrieben haben und Achim Raschka gegenwärtig auf 45 exzellente kommt, sollte man den Vergleich mit der Habilitation cum grano salis nehmen.
    Richtig ist, dass die Anforderungen an Exzellenz und „lesenswert“ mit der Zeit deutlich gestiegen sind und dass sie im Bereich der Pädagogik sicher schwerer zu erfüllen sind als etwa in der Biologie.

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  2. Nachtrag: Die exzellenten Artikel „Buchstabentafel“ und „Kolleg St. Blasien“ werden zwar der Kategorie Pädagogik zugerechnet, behandeln aber keine pädagogischen Themen im engeren Sinne.

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  3. wieder mal ein guter gedanke, vielen dank – werde „wikipedia“ als vor- oder nachspeise auf das menü meines nächsten kurses setzen!

    ob deine voraussage, wissenschaftler (jeder färbung?) werden ihr wissen einspeisen, sich erfüllen, bezweifle ich auf der basis meiner eigenen erfahrungen in der wissenschaft … auch ohne habilitation, dh außerhalb deutschlands, wird der druck, zu veröffentlichen, jedenfalls nicht ausschließlich (manche sagen: zu wenig) vom motiv „wissenstransfer“ genährt, sondern von der notwendigkeit, einen „body of credentials“ aufzubauen.

    bei wikipedia hingegen gibt es zunächst keinen blumentopf zu gewinnen. denkbar ist, dass junge wissenschaftler, analog dem modell, das wir in der musik- und kunst- und videoart-szene beobachten, an dem bestehenden prozess vorbeiziehen und über wikipedia die bekanntheit erreichen, die sie im regulären diskurs nicht erreichen könnten bzw. nicht in so kurzer zeit.

    wenn sich eine größere zahl von bereits arrivierten wissenschaftlern an dem neuen modell wikipedia beteilligen würden, dann könnte das schneller gehen.

    dein vorschlag hat noch einen anderen soziodynamischen haken: große teile der wissenschaft werden (von innen wie von außen) als quasi-religiös wahrgenommen. und nicht im guten sinne, sondern im zeichen der trennung von „wissenden“ und „unwissenden“. diese trennung ist ein seit jahrhunderten stabiles muster, das erst durchbrochen werden müsste. und mit welcher motivation? für die „unwissenden“ ist die motivation klar – die (selbsternannten) priester der wissenschaft zu stürzen wie götzenstandbilder. aber für die priester selbst ist das problem dasselbe, das immer für eine überlegene, privilegierte kaste bestanden hat.

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  4. Zunächst einmal möchte ich vorweg schicken, dass ich die Wikipedia genial finde und sehr schätze!
    Vor dieser Diskussion, um die Anforderungen einen Artikel einzustellen, war mir diese Hürde überhaupt nicht bewusst. Ich habe dadurch viel gelernt.

    Ich persönlich habe mich noch nicht entscheiden können, ob ich diese Hürde im Sinne von Web 2.0 gut finden soll, oder nicht.

    Die Hürde erinnert mich an die Hürde des Wissenschaftlers, der in Fachzeitschriften veröffentlicht und dann von wenigen Menschen eines Gremiums beurteilt wird. Relevanz wird von sehr wenigen für alle entschieden.

    Bei den Löschargumenten z.B. bei Netzsensibilität oder Educamp hatte das für mich einen ähnlichen Charakter – es war eben das WP-Gremium, welches wegen der fehlenden Relevanz gelöscht hat und ähnliche Argumente vorgebracht hat, wie es ein wissenschaftliches Gremium getan hätte (noch keine Studien, nicht etabliert genug, künstlicher Begriff…).

    Unter Web 2.0 stelle ich mir da etwas offeneres vor. Das ist aber wie eingangs erwähnt meine ganz persönliche Meinung und ich bin gerne bereit die WP-Philosophie besser verstehen zu lernen 😉

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  5. die idee wikipediakompetenz in form eines kurses? oder wie? zu fördern und zu unterrichten, ist mir sehr willkommen & dabei möchte ich gerne mittun. allerdings fehlt mir selbst auch umfassende erfahrung und die vorhandene bürokratie schreckt mich auch ab. insofern wäre ich dann auch ein gutes testobjekt 😉

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  6. Web = Wikipedia??? Nee … Web ist weder spannend noch gut, das gleiche gilt auch für die viele Wikipedia-Artikel. Sie sind nett, aber eben nicht gut. Ich nutze Wikipedia auch seit ungefähr 3 Jahren in Seminaren: ist schön zum Nachschlagen, aber meine Teilnehmer fangen nach dem 20ten Stichwort an, meine Hinweise auf Wikipedia mit „jaja, Wikipedia …“ zu kommentieren, was auf eine leichte Abnutzung schließen lässt. Daneben bemerke ich auch den Effekt, wenn man einen Wikipedia-Artikel findet, dann braucht man nicht mehr mitzuschreiben (was ich persönlich für schade halte, denn meine Worte sind immer Katzengold Wert). Weiterer Effekt: sie verstehen nicht immer, was im Artikel steht, fragen aber nicht nach, weil sie das Gefühl haben, dass man Wikipedia-Artikel verstehen müsste bzw. blöd wär, wenn man sie nicht versteht. Ansonsten finde ich Bilderbücher und -zeitschriften anschaulicher als Wikipedia-Artikel und setze meist solche ein. Es gibt auch ganz wenig Leute, die Web-Artikel mit geeigneten Tools exzerpieren bzw. ihre Anmerkungen dazu elektronisch ablegen (z. B. mit Google Notizbuch, MS OneNote oder was ähnlichem). Fazit: Wenn man nicht selbst oder mit den Teilnehmern Wikipedia-Artikel verfassen und diesen Spaß genießen will, dann sollte man meiner Erfahrung nach, sparsam damit umgehen bzw. Alternativen genauso mit einbeziehen, sonst wirkt man irgendwie ein wenig trendy, was nicht unbedingt sooo toll ist.

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  7. @Itari
    Du hast recht. Aber bei diesem „Projekt“ geht es in erster Linie darum, dass man die Wikipedia-Innenwelt kennenlernt. Und – davon bin ich überzeut – die Qualität der Wikipedia wird sich im Laufe der Jahren immer verbessern, das liegt in der Natur des Menschen, der stets nach Ökonomisierung trachtet. Und es ist selbstverständlich, dass eine weltweite Wissensbank im Sinne der Ökonomie ist.

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  8. Wo? Komische Frage – da wo der Film ist – also hier: http://www.lutzland.de/page77/page77.html

    Ich habe das Gefühl, dass ein wenig zu viele Orte der Referenz aufgemacht werden, wenn sooo schnell der Überblick verloren geht. Ich poste immer da, wo was steht bzw. die Wahrscheinlichkeit, dass es gelesen wird, hoch ist. Scheints als wäre das semantische Web bei schon weniger als 10.000 Beiträgen notwendig und sinnvoll, weils an Übersichtlichkeit mangelt. Aber das ist wohl auch nur ein tendenzielles Problem. Wobei es schon einen gewissen Charme hätte, wenn man alles an einem Ort zu einem Thema finden, diskutieren, fragen und einordnen könnte. Meinungsvielfalt und undogmatische Moderation eingeschlossen. Wo wir auch wieder die Kurve zum Thema hätten: nicht das Suchen oder Finden ist die Kunst, sondern das Ablegen von Informationen in einer so vielgestaltigen Form, dass auch jeder „bedient“ und „versorgt“ wird. Nebenbei bemerkt, ich finde die meisten Blogs, Wikis und Tube-Vidoe-Sites grauenhaft, was die Usebility angeht … aber das geht mir auch bei Büchern so: Die meisten sind sowas von schlecht gesetzt, dass man viel Zeit und Mühe investieren muss, sie zu lesen – vor allem, es gibt sie nicht in verschiedenen Satzspiegeln, der jeweiligen Lesegewohnheit angepasst. Was man bei Webseiten ja problemlos machen könnte, wenn man nicht den Inhalt, sondern die verschiedenen Leser zum Mittelpunkt erheben würde … wobei wir auch wieder beim Thema wären: Lehren heißt, den Lernenden in den Mittelpunkt stellen und ihn in Demut bedienen …

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  9. @itari: „Lehren heißt, den Lernenden in den Mittelpunkt stellen und ihn in Demut bedienen …“
    Platons Sokrates hat die Sache etwas anders aufgefasst, Rousseau in seinem Emile auch. Beide sind davon ausgegangen, dass man dem Lernenden die Möglichkeit eröffnen sollte, sich neues Wissen zu verschaffen („Wissen kostruieren“ würde J-P es nennen). Dafür muss insbesondere Platons fiktiver Sokrates immer wieder den Hochmut der Unwissenden überwinden, damit sie entdecken können, was es für sie zu lernen gibt.
    Wikipedia macht es leichter, Wissensangebote zu finden. Deshalb würde ich Lernenden aber niemals die Wikipedia empfehlen, denn Erleichterungen sprechen sich rasch herum. Aber ich würde jedem Lernenden empfehlen, für Wikipedia zu schreiben, denn dabei ist die Chance groß, dass er Wissenslücken entdeckt, bei sich und in der Wikipedia.

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  10. @apanet,

    kann es sein, dass ich die alten Philosophen/Pädagogen nicht so schätze? Ich finde Rousseau nicht bezüglich seiner Inhalte gut, ich finde nur, dass es schön beschrieben hat, was es sich ausgedacht hat (Literarisch), nicht so abgehoben und unverständlich, wie so viele andere. Ansonsten finde ich inhaltlich kaum Pädagogen, Philosophen usw. gut. Sie hätten allesamt einen ordentlich Beruf lernen sollen.

    Anders gesagt: Ich mag Autoren, die gute Bücher schreiben ohne dass ich ihre Inhalte gut finden muss. Inhalte zählen für mich eh kaum, da sie immer vom Standpunkt abhängen und vom Zeitgeist; beides ist ständig im Fluss. Wie sagte doch mal irgendwer so schön: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ …. könnte glatt von mir sein – ich glaube, ich werde mal eine Wortmarke hierfür eintragen lassen, damit ich die Verbreitung dieses Satzes kontrollieren kann 😉

    Inhaltlich habe ich irgendwo gelesen, dass das Gehirn sowieso alles lernt und man als Lehrer dem möglichst nicht in Quere kommen sollte … deswegen die Demut und der Mittelpunkt. Der Mensch ist Mittel. Punkt!

    PS. Rousseau hab ich mal getroffen auf einer Wiese; Platon nie – er war zu beschäftigt mit seinen Knaben – daher ja auch Pädagogik. Waren halt alle ein wenig schwul, die Jungs damals.

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  11. „Dass das Gehirn alles lernt“.
    Deswegen sollte man es nicht nur mit Schrott füttern. Aber tut’s gern, wenn man’s nichts Besseres zu tun weiß.
    Freilich, für dich ist Philosophie großenteils Schrott, weil (oder wo?) sie nicht erzählt. Für mich sind’s u.a. Telenovelas wegen ihrer Plots.
    Habe fest vor, sie mir reinzuziehen, wenn ich an anderem keine Freude mehr habe. Irgendetwas will das Gehirn ja bekommen.

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  12. Das mit der Habilitation ist Quatsch, man braucht keine 3 Jahre für einen exzellenten Artikel. Und der Aufwand ist auch weit geringer. Man muss nur genügend Leute gegenlesen lassen und die Kritik dann umsetzen, so schaffen schon die jüngsten locker einen lesenswerten Artikel. Einer von gerade 13 Jahren ist auf dem besten Wege, seinen zweiten lesenswerten Artikel zu bekommen.

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