
Prof. Dr. Jean-Pol Martin: Was braucht der Mensch, um glücklich zu sein?
Zentraler Punkt beim Europatag unser Volkshochschule war der Vortrag von Prof. Dr. Jean-Pol Martin zu „Neue Menschrechte“. Der gebürtige Franzose war vor 40 Jahren als Französischdidaktiker an die Uni Eichstätt-Ingolstadt gekommen und feierte erst vor einem Monat seinen 80. Geburtstag. Die 30 Punkte der UN-Charta zu den Menschenrechten verdichtete er auf sechs und stellte sie engagiert, gestenreich und auch mit einem Schuss Selbstironie vor. Er ist übrigens auch der Begründer der Methode „Lernen durch Lehren“.
„Ein Mehr an Glück“ ist der alles dominierende Schwerpunkt. Und so formuliert er denn auch in seiner Präambel: „Ziel aller Maßnahmen weltweit ist die Schaffung von Strukturen, die für ein Mehr an Glück für alle Menschen sorgen.“
Die 1948 verfasste „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ habe damals anderen Prämissen unterlegen als heute. Zumal die Terminologie philosophisch und religiös geprägt sei – was an unscharfen Begriffen sichtbar werde. Doch ein Bezug auf die Grundbedürfnisse eröffneten andere Möglichkeiten, die Menschenrechte im Alltag und in der Gesetzgebung umzusetzen. Die „Neuen Menschenrechte“ enthalten einen anthropologischen, einen ethischen und einen politischen Teil.
Prof. Martin erläuterte die sog. Mindsets, die ein Mensch brauche, um glücklich zu sein. Um die eigenen wie fremden Bedürfnisse besser zu erkennen sei beispielsweise Empathie notwendig, also eine Kontrolle durch Wechsel der Perspektive, oder das Wissen über das Spannungsverhältnis von Kontrolle und Unbestimmtheit (also Einfachheit-Komplexität, Gesellschaft-Individuum etc.).
Deshalb nennt Martin seinen Artikel 1 „Denken“, denn „Denken“ zu optimieren sei die Voraussetzung zur Realisierung der Artikel 2 bis 6. In Artikel 3 „Sicherheit“ führt er etwa ein aus 15 Artikeln der Menschenrechts-Charta zu einem einzigen zusammen. Und der Artikel 6 fordert, um ein weiteres Beispiel zu nennen: „Es wird dafür gesorgt, dass Menschen ihr Leben als sinnvoll und befriedigend empfinden.“ Dass die Schaffung solcher Strukturen alles andere als leicht sei, sei unbestritten. Dafür sei in erster Linie die Politik zuständig. Aber auch Unternehmen, Behörden oder Lehrende seien gefordert.
Unser Bild zeigt Prof. Dr. Jean-Pol Martin beim Vortrag sowie die Zusammenstellung der sechs Artikel umfassende „Neue Menschenrechte“. Außerdem Blicke auf die Infotafeln.



