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Aktionsforschung als glückbringendes Setting?


Resume: Die Aktionsforschung spiegelt die Struktur von Lebensprozessen wider: man begibt sich in relevante Alltagsfelder und versucht, die dort auftretenden Probleme durch intensive Reflexion zu lösen…

1. Intensive Reflexion als Glücksquelle

An anderer Stelle habe ich beschrieben, dass ein zentrales Grundbedürfnis von Lebewesen in der Verarbeitung von Informationen liegt. Damit wir lebenfsähig bleiben, müssen wir permanent Informationen verarbeiten, damit wir die Veränderungen der Umwelt wahrnehmen und uns stetig an sie anpassen können. Damit wir Informationen verarbeiten, muss der entsprechende Prozess sehr positiv assoziert werden. Die Verarbeitung von Informationen verursacht Glücksgefühle.

2. Die Qualität der Informationen

Natürlich verursacht nicht die Verarbeitung von jeder Art von Information Glücksgefühle, sondern die Stimuli müssen besonders lebensrelevant sein. Intensive Informationsverarbeitung findet in Problemsituationen statt. Die Informationsverarbeitung selbst hat die Findung von Problemlösungen als Ziel.

3. Aktionsforschung als glücksbringender Prozess

– Begib dich in ein Handlungsfeld mit besonders hoher gesellschaftlicher Relevanz und Problemdichte. In meinem konkreten Fall: GrüneBrückenbauerSenioren

– Sammle die in diesen Feldern auftretenden Probleme.

– Verschaffe dir eine Rückzugsebene, auf der du intensiv reflektieren und wenn es gelingt auch Problemlösungen  erarbeiten kannst. In meinem konkreten Fall Philosophie-Workshops.

Begib dich erneut in das Handlungsfeld, usw…

Fazit: Der Alltag mit seinen Problemen zwingt zur intensiven Reflexion, und diese wiederum kann zu Glückgefühlen führen.


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15 Antworten zu “Aktionsforschung als glückbringendes Setting?”

  1. …. Aktionsforschung ist, wenn man sich in den Kontext einlässt. Habe ich gestern in der Staatsoperette Dresden gemacht – und siehe da, was sich daraus alles ergibt.

    Danke Jean Pol

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  2. So, Seminarkrams für heute durch, jetzt kann ich mich hier durch Kommentieren erfolgreich vor dem Putzen der Wohnung drücken 🙂

    Klassisch würde für die Aktionsforschung bei deiner Beschreibung noch die Stellschraube fehlen, an der man dreht, die soziale Interaktion zwischen dem Begeben ins Feld und dem Reflektieren. Die im auftretenden Probleme löst man schließlich nicht nur durch Reflexion, sondern erst durch das Handeln.

    Es kann natürlich auch passieren, dass die Probleme nicht (sofort) gelöst werden. Dann ist unterscheidet es sich von Person zu Person sicher, ob dadurch Glück hervorgerufen wird (juchu, es bleibt weiter spannend, ich kann weiter nachdenken) oder nicht (wuäääh, ich konnte das Problem nicht lösen, ich bin unglücklich).

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  3. Schade nur, dass das Lesen und Denken allein auch glückbringend sein kann, wo doch gerade im Bereich Bildung so viel gehandelt werden müsste… Und da sind wir dann wieder bei der Tugend. Seufz…

    Gruß,

    Maik

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  4. @Oliver
    Eigentlich wollte ich betonen, dass die Aktionsforschung den Wissenschaftler dazu führt, sich in das Untersuchungsfeld zu begeben und dort problemlösend zu handeln. Im Rahmen dieser Handlungen wird interagiert und intensiv Information verarbeitet. Allein dies enthält Glückspotential. Und wenn man dazu noch tatsächlich Problemlösungen erzielt, dann ist das „Glück“ perfekt.
    @Maik
    In einem konkreten Problemfeld bringt allerdings das Lesen und Denken mehr Glücksmomente, weil man die Handlung bereits im Geiste vorwegnimmt und sich auf deren Ausführung freuen kann.

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  5. Ich wollte in dasselbe Horn blasen wie Oliver (aber du hast ja bereits darauf geantwortet): In deinem Beitrag sieht es so aus, als ob man Probleme sammelt und dann reflektiert. Aber reflektieren kann man nur eigenes Handeln, und das ist ja das Wesentliche bei Handlungsforschung. :-))

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  6. @cspannagel
    Genau! Und ich hätte tatsächlich stärker betonen müssen, dass im Handlungsfeld eine Fülle von Begegnungen und Interaktionen stattfindet, also dass Handlungsforschung ein eminent sozialintensiver Ansatz ist. Schließlich handelt es sich um KOLLEKTIVE Wissenskonstruktion!

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  7. @jeanpol Ich nehme an, du hast deine Leser schon so gut erzogen, dass sie auch die Kommentare lesen: kollektive Wissenskonstruktion.
    Sonst müsstest du jetzt deinen Blogbeitrag ein wenig ändern.
    Bzgl. kollektives Handeln:
    http://j.mp/AegyptenBeistand

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  8. „Damit wir Informationen verarbeiten, muss der entsprechende Prozess sehr positiv assoziert werden.“

    –> wie schaffe ich es, ein Problem, dass ich negativ bewerte, mit positiven Gedanken zu assozzieren?

    –> Was mache ich, wenn ich genau weiß, dass ich es positiv oder wenigstens unbewertet sehen will, aber archaische Gefühle mich überwältigen?

    Hat die Aktionsforschung darauf Antworten?

    Gruß
    Ulrike

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  9. @apanat
    Vielen Dank für den Link zum Kollektiven Handeln!
    @Ulrike
    – Probleme sind nicht a priori negativ konnotiert, denn im Alltagsvollzug treten ununterbrochen Probleme auf, die wir gleich lösen. Beispielsweise im Unterricht reagiert man als Lehrer eher neugierig und (fast) erfreut, wenn ein Schüler die Hand hebt und um Hilfe bittet, weil er „ein Problem“ hat. Projekte werfen auch stets Probleme auf und wenn man gemeinsam das Problem angeht, ist das Gefühl der Akteure insgesamt positiv. Negativ empfunden wird es dann, wenn man trotz großer Anstrengung keine Lösung findet.
    Zu den „archaischen Gefühlen“: Ich glaube, dass man sich tatsächlich selbst umpolen kann und im Laufe der Zeit Probleme in erster Linie als Herausforderung und Chance begrüßen kann. Wenn man allerdings zu vielen Problemen begegnet, die man darüber hinaus nicht lösen kann, dann ist die Situation nicht mehr positiv und dann muss man vielleicht das Handlungsfeld verlassen, wenn dies möglich ist…

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  10. @JeanPol, ich bin Dir noch was schuldig (siehe ganz oben).

    Hier der erste Schritt, der sich daraus ergibt (Staatsoperettenbesuch): http://leanthinkers.blogspot.com/2011/01/its-all-about-passion.html

    … und wieder in den Kontext 😉 Das spannende Miteinander von Menschen, deren Aktionszusammenspiel nicht immer gleich auf den ersten Blick erkennbar ist. Beobachten, beobachten, beobachten und agieren, wo es dann passend ist.

    PS.: Sprache im abstrakten Raum ohne direktes Feedback ist nicht meine Stärke, das muss ich zugeben!

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  11. Sprache im abstrakten Raum ist dann notwendig, wenn man sich nicht direkt treffen kann. Auch ich ziehe face to face begegnungen vor. Am besten ist die Kombination direktes treffen + digitale kommunikation.

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  12. @ulrike: Aktionsforschung unterscheidet da nicht zwischen Einsatzfeldern in denen es um negative oder positive Gefühle geht. Es ist ein Werkzeug. Dem ist es auch egal ob Du Dir damit auf den Finger haust oder ein Regal baust. Es ist ein Instrument, eine Methode um praktische Aufgabenstellungen auf eine erfolgversprechende Handlungsebene zu bringen. Und zwar in Gruppen oder zwischen Gruppen, quer zu Hierarchien und innerhalb und zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Instanzen. Man kann es zu Curriculumsentwicklung für Unterricht genauso verwenden wie für die Planung und umsetzung von größeren und kleineren Entwicklungshilfeprojekten etc. etc. etc… die Anwendungsmöglichkeiten sind entsprechend vielfältig. Glück entsteht grundsätzlich sobald sich ein Problem löst. Insofern könnte man polemisch sagen: Aktionsforschung ist fröhlicher Gruppensex. 😉

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